Website-Knigge: 2 gelbe Plüsch-Smiley-Puppen sitzen auf einer Bank. Auf die Brust gestickt: "Happy" und "Keep on smiling"

Der kleine Website-Knigge gestern und heute

Gerade eben bin ich über einen Beitrag im Deutschen Ärzteblatt aus dem Jahr 2004 gestolpert.)* In dem Artikel wurden unter anderem „Tipps für den Webauftritt“ gegeben. Die meisten der Tipps sind so allgemein gehalten, dass sie auch heute noch relevant sind. Manches bedarf einer Ergänzung. Wir haben die Empfehlungen von damals aus heutiger Sicht kommentiert.

Die Web-Seite gut planen und sich über die Ziele und Zielgruppe im Klaren sein

Was sich hier nach einem Allgemeinplatz anhört, ist tatsächlich auch heute noch nicht in jedem Fall selbstverständlich. Ein häufiger Ansatz ist es, die Informationen nach außen zu präsentieren, die man selber gerne lesen würde. Was dann fehlt, ist die Überlegung, ob diese Selbstwahrnehmung auch für die Seitenbesucher von Interesse ist.

Auf die Rechtsvorschriften achten

Auch das ist heute noch immer ein sehr wichtiger Tipp. Hier ist insbesondere auf folgende Rechtsvorschriften zu achten:

  • Pflichtangaben im Impressum und Erreichbarkeit desselben mit maximal zwei Klicks von jeder Seite aus
  • Datenschutzerklärung mit den notwendigen Angaben und Erreichbarkeit derselben mit maximal einem Klick von jeder Seite aus
  • Berücksichtigung des „EU-Cookie-Laws“
  • Einschränkungen, die sich aus wettbewerbsrechtlichen Regelungen oder aus der Berufsordnung ergeben

Keine Warteseiten erstellen („Hier wird gearbeitet . . .“)

Selbstverständlich sollten Seitenbesucher/innen während Arbeiten an der Website nicht ins Leere laufen. Das was hier als „Warteseite“ bezeichnet wird, würde man heute als Wartungsseite bezeichnen, die während der Arbeiten an der Website als eine Art Landing-Page vorgeschaltet wird. Diese Wartungsseite sollte die CI-Elemente des Anbieters aufweisen und die notwendigen Informationen nach außen tragen, wie beispielsweise Anschrift, Sprechzeiten usw. Und nicht vergessen: Auch diese Seite muss ein rechtlich einwandfreies Impressum aufweisen.

Seiten immer aktuell halten

Das ist ein Punkt, der auch zu Beginn schon durchdacht werden sollte. So sind Einzelaufnahmen von den Team-Mitgliedern beispielsweise bei Personaländerungen leichter austausch- bzw. entfernbar als ein Gruppenfoto.

Die Informationen strukturieren

Dieser Punkt ist heute noch wichtiger als damals, denn heute gibt es Smartphones und Pads. Kleine Displays erfordern eine sehr gute Strukturierung der Informationen, damit die Übersichtlichkeit nicht verloren geht. Zudem gilt gestern wie heute: Lange Texte sind ermüdend und rauben geradezu die Lust, in diesem Text nach der gesuchten Information zu suchen.

Eine Suchfunktion auf der Web-Seite einbauen

Ja, eine Suchfunktion ist auch heute noch hilfreich – auf jeder Homepage.

Nicht zu viele bunte und bewegte Bilder verwenden

Bewegte Bilder mit viel „Blink Blink“ sind ein Relikt aus den 1990ern. Damals staunte Mensch noch, was an Animationen alles möglich ist. Heute gilt das als – wie umgangssprachlich gesagt wird – Augenkrebs auslösend. Nichtsdestotrotz stolpert man im Internet tatsächlich noch über vereinzelte Arztpraxis-Seiten, die seit dieser Zeit nicht mehr überarbeitet wurden. Viel schlimmer als das Geblinke ist bei fehlender Aktualisierung allerdings die Rechtsfalle, die sich daraus ergibt, dass die unter Punkt 2 aufgezählten Erfordernisse ebenfalls nicht angepasst wurden. Das kann für den Seitenbetreiber sehr schnell sehr teuer werden.

Eine einfache Bedienung wählen und Menüs nicht zu sehr verschachteln

Die einfache und intuitive Bedienbarkeit ist mehr als nur wichtig. Weniger ist da deutlich mehr. Und auch hier zählt unter anderem wieder der Blick auf Smartphones und Pads.

Inhalte nicht nur auf organisatorische Hinweise beschränken

Die organisatorischen Hinweise sind Pflicht. Der Rest ist Kür. Die Kür beinhaltet die Möglichkeit, die Seite an spezielle Zielgruppen anzupassen, also beispielsweise gezielt die Patientinnen und Patienten anzusprechen, die aufgrund von Zusatzqualifikationen behandelt werden können.

Fundierte medizinische Informationen anbieten

Auch dieser Punkt ist heute fast noch wichtiger als damals. Wenn ich mich als Arzt oder Ärztin über „Dr. Google“ aufrege, dann muss ich dafür sorgen, dass meine Patientinnen und Patienten dort lesen, wo sie gute und evidenzbasierte Informationen bekommen. Das kann die eigene Praxis-Website sein oder auch über Links zu vertrauenswürdigen Seiten, wie z.B. der des Berufsverbandes, erfolgen.

Informationen „lesbar“ gestalten, also keine Fachbegriffe oder Abkürzungen, sondern gutes Deutsch verwenden

Das gilt nicht mehr so allgemein wie noch 2004. Viele Begriffe müssen heute nicht mehr in „gutem Deutsch“ geschrieben würden, denn die Patientinnen und Patienten sind informierter. So würde heute wahrscheinlich eher der Begriff „Zuckerkrankheit“ hinterfragt werden, als der Begriff „Diabetes“, denn der letztgenannte Begriff ist mittlerweile in unserer Alltagssprache angekommen. Andere Begriffe sollten allerdings zumindest erklärt werden. Wenn beispielsweise ein Augenarzt als Leistungen DMEK und IVOM anbietet, werden die meisten Patientinnen und Patienten nicht wissen, wovon gesprochen wird.

Auf E-Mails innerhalb von 24 Stunden antworten

Das zählt gestern wie heute zum guten Ton. Wer von vornherein weiß, dass er nur an einem bestimmten Tag antworten kann, sollte das als Hinweis zu seinem Kontaktformular auf der Website kundtun oder einen Autoresponder mit dieser Information einrichten.

An ältere Patienten denken: große Schrift, gute Lesbarkeit, leichte Bedienung

Gute Lesbarkeit und leichte Bedienbarkeit sind nicht nur für ältere Patienten wichtig. Auch kognitiv eingeschränkte Personen und Menschen mit Migrationshintergrund profitieren davon. Die große Schrift ist heute weniger wichtig. Wer eine kleine Schrift nicht gut lesen kann, hat sich im Allgemeinen seinen Browser bereits auf eine andere Auflösung eingestellt. Zusätzlich sollte heutzutage aber auch an Barrierefreiheit gedacht werden. Dazu gehört u.a., dass Bilder im so genannten Alt-Tag so beschrieben werden, dass auch stark Sehbehinderte und Blinde mit Hilfe ihres Lesegerätes erfahren, was das Bild zeigt.

Die Seite mit verschiedenen Browsern testen

Da die unterschiedlichen Browser in vielen Bereichen immer noch nicht einheitlich alle CSS- und HTML-Codes erkennen, ist dieser Rat nach wie vor ein guter Rat.


)*Elste, Frank; Lutz, Tobias; Diepgen, Thomas L.: „Marketing in der Arztpraxis: Die Praxis-Broschüre als Patientenservice“. Dtsch Arztebl 2004; 101(19): [3]

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