Es gibt Themen, die hoch emotional diskutiert werden, so z.B. die Frage: „Soll ich mich für die Organspende entscheiden oder dagegen?“ Jeder, der mit unserer – im Jahr 2011 im Auftrag des Transplantationsbetroffenen Schleswig-Holstein e.V. (TbSH)* durchgeführten – Organspendeaktion in Berührung kam, sollte sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Bei der Aktion ging es nicht um die bedingungslose Zustimmung zur Organspende, sondern um Meinungsbildung. Insofern war (und ist) es völlig in Ordnung, wenn jemand für sich persönlich zu dem Ergebnis kommt, dass er keine Organe spenden möchte.
Wir hatten →hier bereits über unseren lebensbejahenden Chor-Flashmob berichtet, der sehr viel Aufmerksamkeit fand und auch immer noch findet. Im Rahmen der Gesamtaktion haben wir das Thema aber auch von weniger populären Seiten aufgegriffen und so beispielsweise auch mit Ärzten gesprochen. Die Interviews haben wir in einem YouTube-Video unter dem Titel „15 Minuten für Organspende“ zusammengefasst.
Ein Video, das nicht glänzt
Unser Video glänzt nicht. Im Gegenteil, es gibt die Ärzte nüchtern und ungeschönt mit ihren Meinungen wieder. Zudem eckt das Thema natürlich auch grundsätzlich an, denn eine Klärung, wie tot Hirntote wirklich sind, kann seitens der Wissenschaft kaum gelingen. In der modernen Medizin ist der Tod daher schlichtweg eine Frage der Definition. Für den Einzelnen geht es demgegenüber um eine persönliche Meinungsbildung und insofern um Glaubensfragen: Glaube ich persönlich, dass ich als Hirntoter tot bin? Glaube ich persönlich, dass ich nach einem potenziellen „Wiedererwachen“ wieder ein nennenswertes Leben führen kann? Passt Organspende mit meiner sonstigen Weltanschauung und/oder meinem religiösen Glauben zusammen?
Meinungsbildung ist eine sehr persönliche Sache
Es ist unbenommen, dass ein einziger Organspender viele Leben retten kann. Dem gegenüber steht die hohe Emotionalität derer, die sich aus verschiedenen Gründen für die vermeintlich Hirntoten einsetzen. Mit Absicht haben wir beides an keiner Stelle unserer Aktion bewertet und Widersprüche nebeneinander stehen lassen, wenn es welche gab. Letztlich ging es nur um die Beantwortung der Frage: „Soll ich mich für die Organspende entscheiden oder dagegen?“ Die Antwwort darauf kann nur von jedem persönlich gegeben werden… aber dafür muss er/sie erstmal etwas darüber wissen!
Themen hoher Emotionalität bedeuten oft, beschimpft zu werden
Wenn Meinungsbildung das Ziel einer Aktion ist und sich an der Aktion „die Geister scheiden“, sich also Für- und Gegensprecher in gegenpoligen Gruppen zusammenfinden, zeigt das den Erfolg dieser Aktion. Mit Themen hoher Emotionalität zu arbeiten, bedeutet dabei immer auch, dass man von einigen Gegensprechern gegebenenfalls persönlich beschimpft und verantwortlich gemacht wird. Wer ins Wespennest greift, braucht sich über Stiche halt nicht zu wundern. – Wir nehmen das gelassen. 🙂
→Direkt zum YouTube-Kanal der Aktion
„Es reicht, sich einmal im Leben Gedanken über Organspende zu machen und die Entscheidung festzuhalten – aber dafür muss man erstmal etwas darüber wissen! Hier berichten die Experten: Die Professoren Becker, Kunzendorf und Cremer, leitende Ärzte des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Spezialisten für Transplantation, sowie Dr. Thorsten Doede, Organspende-Koordinator der DSO, beantworten in 15 Minuten die wichtigsten Fragen.“
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* Der TbSH e.V. hat sich aus Mangel an Nachwuchs im Jahr 2015 aufgelöst.